Die Regierung in Wien hat gestern ein umfangreiches Maßnahmenpaket für den Flugverkehr von, nach und vor allem innerhalb Österreichs beschlossen., das einige Überraschungen bereit hält und zumindest auch teilweise zum Vorbild für andere Länder werden könnte.
Ziel war zum einen, der angeschlagenen Lufthansa-Tochter Austrian Airlines zu helfen. Andererseits aber auch, klare Regeln gegen Preis-Dumping festzulegen und den Bahnverkehr und ÖPNV als Alternative attraktiver zu machen.
Rettungspaket Austrian Airlines
Mit 600 Millionen Euro Hilfe soll die Fluggesellschaft durch die Krise gebracht werden. Dabei stammen jeweils 150 Millionen Euro vom österreichischen Staat und der Mutter-Gesellschaft Lufthansa. Weitere 300 Millionen Euro kommen aus einem staatlich abgesicherten Kredit hinzu.
Dabei wurde mit dem Lufthansa-Management vereinbart, dass der Flughafen Wien ähnlich wachsen soll wie die deutschen Drehkreuze Frankfurt und München.
Mindestpreis für Flüge von 40€
Offiziell gegen Lohn-Dumping und Klimasünden gerichtet, sicher aber auch mit dem Hintergedanken, Austrian die Konkurrenzsituation am Heimatflughafen etwas zu erleichtern, wurde erstmals ein Mindestpreis für Flüge festgelegt.
Dieser soll 40€ betragen inklusive aller Steuern und Gebühren. Damit würden auch in Wien die nicht unüblichen Preise von 9,99€ oder 19,99€ entfallen, bei denen die Fluggesellschaften für Werbezwecke Steuern und Gebühren für ihre Kunden übernehmen, also weniger berechnen als sie an Abgaben zahlen müssen.
Fraglich bleibt natürlich, ob man sich damit in Wien nicht ein Eigentor schießt, falls Airlines wie Lauda bzw. die Muttergesellschaft Ryanair oder Wizz Air dies als Vorwand nutzen, um ins benachbarte Bratislava umzuziehen.
Die Luftverkehrsabgabe wurde gleichzeitig auf einheitlich 12€ festgelegt und steigt damit für Mittelstreckenflüge, sinkt aber für lange Distanzen. Auch das ist sicher nicht unbedingt die schlechteste Regelung für Austrian Airlines im Preiskampf.
1-2-3-Ticket für das ganze Land
In Wien gibt es schon länger das Nahverkehrsjahresticket für 1€ pro Tag. Das soll jetzt auf ganz Österreich erweitert werden. Für 1€ pro Tag bekommt man freie Fahrt im Zug, Bus sowie in S- und U-Bahnen in einem Bundesland. Pro Jahr werden also 365€ fällig, was deutlich unter den meisten europäischen Metropolen liegt.
Noch interessanter ist aber, dass man für 2€ schon in zwei Bundesländern fahren kann und für 3€ ein Ticket für das ganze Land bekommt. Auf gerade einmal 1.095€ summiert sich das übers Jahr. Zum Vergleich: Die BahnCard 100 in Deutschland mit ähnlichen Leistungen (allerdings weitestgehend ohne Regionalverkehr in Bussen und kleineren Städten) kostet knapp 4000 Euro.
Ziel ist es, weit mehr Österreicher als bisher auf die Schienen und in den öffentlichen Nahverkehr zu bringen. Allerdings wird sich noch zeigen müssen, ob der Preis allein als Motivation genügt. Viele Untersuchungen und Studien haben in der Vergangenheit bereits gezeigt, dass der Umstieg nur mit einem zuverlässigen dichten Takt funktioniert, was gerade auf dem Land sehr teuer ist.